KONTAKT AUFNEHMEN

 
bt_bb_section_bottom_section_coverage_image

Emotionale Wellen

Man könnte meinen, der ruhige Geist sei ein besonders ‚guter‘ Geist und dem bewegten Geist vorzuziehen. Doch emotionale Geistesbewegungen sind grundlegend, das heißt in ihrer Natur nicht verschieden: Ob langsam oder schnell, ob diffus oder klar, ob emotional aufgeladen oder ruhig – alle geistigen Bewegungen sind von derselben Natur: Wir können weder einen wütenden, einen ängstlichen noch einen klaren Gedanken festhalten. Sie tauchen auf, sind aber nicht greifbar.

Wie in einem Ozean, dessen Wellen wahrgenommen werden ohne fassbar zu sein. Emotionale Wellen sind genauso Ausdruck der Dynamik des Geistes wie alle anderen Geistesbewegungen – ganz gleich, ob es sich dabei um Erkenntnis oder Verwirrung handelt. Je mehr Geistesbewegungen wir als natürliche Dynamik erkennen, desto weniger irritiert uns ihr Erscheinen: Frei von Festhalten können sie ungehindert strömen. Was eben noch gehört, gelesen oder erlebt wurde, hindert in keiner Weise das nächste Hören, Lesen Erleben. Es gibt keinen Stau, Geistesbewegungen müssen nicht ‚weggräumt‘ werden, denn sie haben keine Substanz und behindern einander auch nicht.

Emotionen zeigen uns das Wesen aller geistigen Bewegungen: dynamisch und zugleich ohne Substanz. Wenn das erkannt wird, zeigen sie uns das Wesen des Geistes. Ein klarer und ein verwirrter Geist haben dasselbe Wesen – nur die Inhalte des Erlebens sind andere.

Emotionen sind grundsätzlich substanzlos und haben keine eigene Macht. Sie können nicht aus eigener Kraft bleiben. Sie sind nur so stark, wie die Bedeutung, die wir Ihnen geben. Emotionen sind nur dann belastend, wenn sie mit einer vermehrten inneren Anspannung einhergehen. Die emotionale Anspannung lässt sich auf einen in der Tiefe wirkenden Mechanismus zurückführen: Das Auftrennen des Erlebens in ein Erlebendes „Ich“ und ein erlebtes „Anderes“, in Subjekt und Objekt. Dabei entsteht das Gefühl „Ich“ erlebe „das“ – das Subjekt erlebt sich in Beziehung zum Objekt. Das ist mit dualistischer Fixierung gemeint. Man könnte auch sagen: „Eine Emotion ist eine Geistesbewegung, die aufgrund von Anhaften oder Ablehnen mit einer starken Energie geladen ist.“ Dadurch entsteht ein gewisses Maß an Anspannung, ganz im Gegensatz zum Erleben der Ganzheit einer Erfahrung.

Die buddhistische Geistesschulung dreht sich von A bis Z um das Auflösen von belastenden Emotionen. Erwachen ist definiert als klesha (क्लेश), belastenden Emotionen oder den Geist trübenden Leiden – nicht heilsame Geisteszustände. Wir sind durch belastende Emotionen behindert, das heißt, nicht frei in unserem Ausdruck und Handeln. Sie schränken den Ausdruck unseres Potenzials ein, sie verringern unser Glück, unsere Freiheit und unsere Liebesfähigkeit.

Belastende Emotionen machen den Geist unklar und legen sich wie Schleier über uns, bewirken emotionale Verwirrung, erzeugen enge Geisteszustände und verhindern die Entfaltung der uns innewohnenden Qualitäten. Öffnen wir uns für das „einfache Sein“ in völliger Offenheit, d.h. beenden wir die künstliche Trennung zwischen dem „Ich“ und dem „Erlebten“, dann entziehen wir der sich aus dieser dualistischen Auftrennung des Erlebens entstehenden Anspannung den Nährboden. Wir unterbrechen den Kreislauf des Leidens und finden Ruhe, innere Zuversicht und Frieden.

Lass Deinen Geist immer wieder geräumig werden. Lass Dich nicht von seinen Inhalten ablenken oder täuschen.