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Gefangen im Ego

Das Fehlen von Achtsamkeit und der Mangel an Gewahrsein sind es, die sich wie ein Schleier über unser Bewusstsein legen und das Erkennen verhindern. Fehlt uns der klare Geist, so können wir die eigene Unwissenheit nicht erkennen.

Unwissenheit bedeutet, ein ‚Ich‘ für wirklich zu halten. Und dieses grundlegende, auf mangelndem Gewahrsein beruhende Ich-Gefühl bringt mit sich, dass auch ‚das Andere‘ für wirklich gehalten wird. Und genau daraus entstehen belastende Emotionen. ‚Ich‘ hier, mit meinen Gefühlen, verschieden und getrennt von all dem was als ‚das Andere‘ wahrgenommen wird. Und diese Aufspaltung in Subjekt und Objekt verhindert Befreiung. Genau das ist mit Dualität gemeint: der Glaube an die Trennung von Erlebendem und Erlebten.

Wir haften an einem vermeintlich getrennten Ich, doch in dem Ich-Gefühl ist kein bleibendes Ich zu finden. Es ist nur eine Geistesbewegung ohne Substanz. Aus Unwissenheit verteidigen wir dieses Ich, das nicht wirklich existiert. Wir sind so gefangen in unserer Ich-bezogenheit, dass es uns kaum möglich ist, eine andere Sicht einzunehmen als die des Ichs.

Untersuchen wir das Ich-Gefühl, dann finden wir nichts, was sich als ein Ich identifizieren ließe. ‚Ich‘ ist nur ein nützlicher Begriff, um zu kommunizieren. Ich und Anderes sind weder eins noch getrennt – sie sind dynamisches Erleben.

Mein Körper, meine Familie, meine Freunde, mein Team, meine Heimat – die Ich-Anhaftung ist grenzenlos. Das Ich verleibt sich alles ein, mit dem es sich identifizieren möchte und stößt alles von sich, was als bedrohlich und unangenehm erlebt wird. Das gesamte Spiel der Emotionen erklärt sich aus unserer Identifikation, dem Haften am Angenehmen und dem Abwehren des Unangenehmen. Stets ist die Frage: Was will ich haben, was will ich weghaben? Identifikation schafft die Basis für Leid und so entstehen alle Probleme aus diesem ‚Ich will, Ich will nicht.‘ Um frei zu werden sind all diese Identifikationen aufzulösen.

Wir brauchen die Worte Ich, Mir, Mein um Zugehörigkeit auszudrücken. Doch wir dürfen uns nicht von ihnen täuschen lassen – es sind abstrakte Begriffe, die einen dynamischen, lebendigen Prozess beschreiben. Das Ich ist – genau wie das Du – in jedem Moment ein wenig anders. Und fixe Identifikationen sind nicht angemessen, weil nichts Stabiles zu finden ist.

Ein Beispiel: Wir erleben im Traum, wie unser wunderschönes Haus abbrennt und erleben wirklich Panik, die wir beim Aufwachen noch in jeder Zelle spüren. Sobald uns aber klar wird, dass es ein Traum war, lösen sich alle Emotionen auf. Dies können wir in den Alltag übertragen: Wenn wir uns bewusst sind, dass unser Erleben ‚traumgleicher‘ Natur ist, dynamisch, beeinflusst von unzähligen Bedingungen, dann gibt es auch keine soliden Probleme mehr – sie können alle bearbeitet werden. Erkenntnis entzieht dem Anhaften und Ablehnen den Boden.

Es geht darum, eine flexible Sicht einzunehmen, mit geringem Haften an diesem vermeintlichen Ich. Dann lernen wir, geschickt mit den Kräften umzugehen, die zum Entstehen von Problemen oder zum Entstehen von Freude, Offenheit und Liebe führen.